Tanja Zschokke, grüne Stadträtin in Rapperswil-Jona, wurde neu in den St.Galler Kantonsrat gewählt. Kein anderes Ratsmitglied hat einen berühmteren Ururgrossvater: Heinrich Zschokke, Wegbereiter der modernen Schweiz, der 2021 aus Anlass des 250. Geburtstags gefeiert wird, verordnete seinen Nachfahren das Z im Namen.
Die St.Galler Kantonsratswahlen scheinen Monate her, jetzt, da es nur noch ein Thema gibt. Doch müssen wir noch etwas korrigieren respektive ein für allemal klarstellen. Es geht, ein kopfschüttelndes ts-ts-ts ist am Platz, um eine Verwechslung von T und Z. Leider auch in dieser Zeitung. Dies ausgerechnet im Fall einer frisch gewählten Kantonsrätin der Grünen und Stadträtin von Rapperswil-Jona: Tanja Zschokke. Richtig, mit Z und eben nicht mit T., Zschokke!
Also geht eine hochundheilige Entschuldigung über den Ricken, mit dem Versprechen, dass die Buchstabenverwechslung nie mehr vorkomme, ansonsten eine Ablasskasse aufgestellt werde… Die Reaktion ist erfreulich: Mit «grosser Gelassenheit» und einem Lächeln nehme sie die Entschuldigung dankend an, schreibt uns Frau Kantonsrätin Zschokke. Und sie bestätigt nicht ganz unerwartet, dass der Fehler auch vielen andern passiere: «In der Tat sind wir Zschokkes uns gewohnt, dass unser Name nicht korrekt geschrieben wird.»
Soweit, so gut, aber es kommt noch viel besser: Die Schreibweise von Tanja Zschokkes Namen geht nämlich auf Heinrich Zschokke (1771-1848) zurück. Er beschloss in jungen Jahren, dass alle seine Nachkommen sich mit Z und zwei kk schreiben sollen. Heinrich Zschokkes Wort galt viel, und dies weit über seine Familie hinaus: Er war, geboren in Magdeburg und 25jährig in die Schweiz eingewandert, ein hoch angesehener Regierungskommissär der Helvetik, Aargauer Kantonspolitiker, Katalysator des liberalen Aufbruchs und der Bürgerrechte, mithin Wegbereiter der modernen Schweiz. Und vor allem war der Volksaufklärer und Pädagoge ein populärer Schriftsteller, dessen Werke in fast alle europäischen Sprachen übersetzt wurde, unter anderem Bulgarisch, Lettisch, Slowenisch und Finnisch. Die Leserschaft seiner Räuber- und Schauerromane war, wie der Bremer Zschokke-Forscher Holger Böning nachgewiesen hat, grösser als jene von Johann Wolfgang Goethe.